Klosterruine Rüeggisberg
Wegwarte, Echtes Rapunzel, Ysop, Alant, Malve, Kerbel, Echter Eibisch, Mädesüss, Roter Sonnenhut, kleine Bibernelle, grosse Klette, Geissraute, Löffelkraut und Drachenkopf: Nein, wir befinden uns nicht in einem Fantasy-Film, sondern im fantasievollen Heilkräutergarten bei der Klosterruine Rüeggisberg mit Andreas Ramseier.
Im neu angelegten Heilkräutergarten in Rüeggisberg tut sich etwas: Die ersten Kräuter ranken neben den meterhohen Mauern der Klosterruine aus der Erde und verbreiten einen zarten Sommerduft. Das freut nicht nur die Gäste, sondern auch Andreas Ramseier. Der passionierte Hobbygärtner hat mit Unterstützung des Fördervereins Region Gantrisch in den letzten Monaten den Heilkräutergarten aufgebaut – nachdem Elisabeth Willen, Exkursionsleiterin beim Naturpark Gantrisch, die Idee an Karin Remund vom Naturpark-Team herantrug. Denn bei den Klöstern gab es meistens einen Heilkräutergarten und die Klosterführerin Elisabeth Willen wollte die Tradition in Rüeggisberg wieder zum Leben erwecken. Aber natürlich profitiert auch die Biodiversität, speziell die Wildbienen, von der grossen, bunten Blütenpracht. So war und ist der Heilkräutergarten von früher, neben dem Nutzen für die Heilpflanzenkunde, auch eine Augenweide für die Menschen.

60 Heilkräuter und viel Wissen
«Zuerst habe ich schon etwas gegrübelt, ob der Aufwand vielleicht nicht doch zu hoch ist», erzählt Andreas Ramseier, «aber Heilkräuter interessieren mich sowieso schon lange, deshalb war schnell klar, dass ich das Angebot annehmen würde.» Fortan widmete sich der Pflegefachmann nicht mehr nur seinem Beruf und seinem eigenen Garten, sondern auch der Heilkräuterkunde. Um die 60 verschiedene Heilkräuter werden es einmal sein. Ein Teil ist angepflanzt und blüht bereits in diesen Tagen. Der Heilkräutergarten wird noch beschriftet und ist als attraktives Angebot für die Öffentlichkeit zugänglich. Beim Aufbau hat ihn seine Frau Susen unterstützt. Als Ingenieurin hat sie die Pläne gezeichnet und sich um das Technische gekümmert. Der Naturpark Gantrisch hat mittels eines finanziellen Beitrags die Verwirklichung des Projekts möglich gemacht, mit dem Ziel, dass Ramseiers den Heilkräutergarten nach der Aufbauphase selbst tragen.
Zu Beginn war Andreas Ramseier skeptisch, ob der Boden denn auch gut genug sei, um einen solchen Heilkräutergarten aufzuziehen. Er wurde positiv überrascht: «Ich habe noch nie so guten Boden angetroffen, so wunderbar luftig und fluffig», freut er sich. «Hier muss schon mal ein Gemüse- oder Kräutergarten gewesen sein», ist er überzeugt, «vielleicht eben dieser traditionelle Heilkräutergarten, wie es ihn früher bei den meisten Klöstern gab.»
Bokashi und Tee
Damit die Heilkräuter auch richtig schön gedeihen, wendet er eine japanische Methode an: Bokashi. «Fermentiertes Allerlei » heisst dies zu Deutsch. Mithilfe von Effektiven Mikroorganismen kann auf diese Weise hochwertiger Dünger auf kleinem Raum hergestellt werden. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Milchsäurebakterien, Hefen und Photosynthesebakterien. Die Rüstabfälle zum Beispiel werden dabei nicht mit Sauerstoff zersetzt wie beim Kompostieren, sondern luftdicht eingepackt. So wird laut Andreas Ramseier auch das Unkraut vernichtet. Was wohl nach der Ernte mit den Heilkräutern geschieht? «Wir werden sicher Tee daraus machen», verrät Andreas Ramseier, damit kennt er sich aus. Er kreiert zu Hause bereits seit Jahren selbst Teemischungen. «Und wenn ich mich mit der Heilkunde besser auskenne, ist es auch denkbar, dass ich mich vermehrt diesem Gebiet widmen werde.»
Martina Summermatter, Naturpark Gantrisch, Verantwortliche Kommunikation