Die Moorlandschaft Gurnigel/Gantrisch zählt zu den Grössten und Schönsten der Schweiz.
Das Mosaik aus Hochmooren, Flachmooren, Wiesen, Weiden und Wäldern beherbergt eine grosse Anzahl seltener Tiere, Pflanzen und Pilze. Auf diesen Schatz können wir stolz sein. Umso mehr, da in der Schweiz über die letzten 150 Jahre 90% der Moore zerstört wurden.
Für die Entstehung einer Moorlandschaft sind besondere Bedingungen nötig. In unserem Gebiet sind für das grossflächige Vorkommen von Mooren der Flysch-Untergrund und das Moränenmaterial von früheren Gletschern verantwortlich. Sie bilden eine wasserundurchlässige Schicht und führen zu einer Vernässung des Bodens. Aufgrund der Nässe herrscht im Boden ein Sauerstoffmangel, wodurch abgestorbenes Pflanzenmaterial nicht mehr verrottet. Nach und nach entsteht eine Schicht aus Torf. Ist diese Schicht dünn, spricht man von einem Flachmoor. Ist die Torfschicht jedoch so mächtig, dass die Pflanzen das Grundwasser nicht mehr erreichen können, spricht man von einem Hochmoor.
Ein ganzes Ökosystem hat sich an diese speziellen, nährstoffarmen Bedingungen angepasst. Moorlandschaften sind wertvoller Lebensraum und CO2-Speicher. Verschwindet ein Moor, verschwindet der Lebensraum für alle diese hochspezialisierten Arten – ein riesiger Verlust für die Biodiversität, aber auch für unser Klima. Moore speichern nämlich pro Fläche viel mehr Wasser und CO2 als jeder andere Lebensraum.
Wie unterscheide ich ein Flachmoor von einem Hochmoor?
Flachmoor
Wenn der Boden unter den Füssen weicher und nasser wird und wir uns plötzlich von sattgrünen, kräftigen Binsen und Seggen umgeben sehen, stehen wir wahrscheinlich am Rand eines Flachmoores. Blauer Lungen-Enzian und Weisser Sumpfwurz, in höheren Lagen Moorenzian und Studentenröschen sind neben den zahlreichen Seggenarten typische Vertreter der Flachmoorvegetation. Sie gedeiht auf nassem, nährstoffarmem Boden.
Flachmoore werden nur schwach genutzt, sei es als Weiden für Rinder oder als Lieferanten von Streu. Nährstoffarme Flächen wie die Flachmoore sind heute allgemein bedroht. Daher erhalten die verbliebenen Flächen eine wachsende Bedeutung als Refugium einer spezialisierten und vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Die Flachmoore gehören zur jeweiligen Alp und werden unter Auflagen gegen Entschädigung bewirtschaftet. Sie bringen wenig Ertrag, sind aber sehr arbeitsintensiv, da sie regelmässig von kleinen Tannen, Erlen und Weiden gesäubert werden müssen.
Hochmoor
Hochmoore sind natürliche Lebensräume, die bereits seit Jahrhunderten bestehen. Besonders im Herbst zeigen sie ihre charakteristische gelbrote Farbenpracht.
Hochmoore bestehen aus einem Mosaik von Moospolstern (Bulten) und wasserhaltigen Senken. Sie werden v.a. von Torfmoosen aufgebaut, die in der Lage sind, das 20- bis 30-fache ihres Gewichts an Wasser zu speichern. Abgestorbene Pflanzen zersetzen sich hier nicht. Sie wandeln sich in Torf, der sich über Jahrtausende aufschichtet. Sobald die Pflanzen, die auf dieser aufgewölbten Torflinse leben, den Kontakt zum Grundwasser verloren haben, entsteht das einzigartige und nur durch Regenwasser gespeiste System des Hochmoors.
Im Hochmoor leben spezialisierte Pflanzen wie Rosmarinheide, Moosbeere, Torfmoose oder Sonnentau, die nur sehr geringe Nährstoffmengen benötigen. Meist genügt, was der Regen dem Moor zuführt. Die Tierarten, die im Hochmoor ihren Lebensraum haben, wie zum Beispiel der Schmetterling «Hochmoor-Perlmutterfalter», sind sehr selten geworden. Wegen der speziellen Lebensbedingungen im Hochmoor können die gefährdeten Moorlebewesen nicht in andere Biotope ausweichen.
Die grossen Hochmoorbiotope sind als Naturschutzgebiete ausgeschieden und gekennzeichnet. Sie sind von der Beweidung ausgeschlossen, denn Hochmoore sind stark trittempfindlich. Vertraglich gesicherte Nährstoffpufferzonen verhindern, dass nährstoffreiches Wasser ins Hochmoor gelangt.
Wir leben hier – Zielarten, die unsere Aufmerksamkeit benötigen
Pyrenäen-Löffelkraut (Cochlearia pyrenaica)
Das Pyrenäen-Löffelkraut ist in den europäischen Gebirgen mit Einschluss der Pyrenäen verbreitet und steht unter Naturschutz.
Hochmoor-Perlmutterfalter (Boloria acquilonaris)
Der seltene Falter findet im Naturpark Gantrisch noch den für ihn geeigneten Lebensraum.
Birkhuhn (Tetrao tetrix)
Die Gemeinschaftsbalz der Birkhähne im Frühjahr gehört zu den eindrucksvollsten Schauspielen.
Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle)
Der Naturpark Gantrisch beherbergt die grösste Population des Falters in der Schweiz.
Auerhuhn (Tetrao urogallus)
Die Bestände nehmen seit Jahrzehnten in ganz Mitteleuropa deutlich ab, womit auch die eindrucksvolle Balz immer seltener zu sehen ist.
Engagement für die Moorlandschaft
So engagiert sich der Naturpark Gantrisch
- Die hochspezialisierten Tiere und Pflanzen brauchen intakte Moorlandschaften. Damit die Alpwiesen nicht verbuschen, führen wir jährlich Schwenteinsätze durch. Freiwillige werden dabei von Fachpersonen und der Älplerfamilie begleitet. Der Naturpark Gantrisch koordiniert und begleitet diese wichtigen Einsätze.
- Viele Moorflächen sind von Entwässerungsgräben durchzogen. Diese wurden in der Vergangenheit für den Abbau von Torf angelegt. Der Naturpark organisiert Regenerationsprojekte zum Erhalt der Moorlandschaft, die wir gemeinsam mit kantonalen Fachstellen, den Gemeinden und den Alpbetrieben umsetzen.
- Um die sensible Moorlandschaft vor Lichtimmissionen zu schützen, wurde auf dem Gebiet der Moorlandschaft ein 100km2 grosses Lichtschutzgebiet eingerichtet.
- Um die Besucher:innen zum wertvollen Lebensraum der Moorlandschaft sensibilisieren zu können, sind Ranger:innen im Auftrag des Naturparks im Gebiet unterwegs.
Das kannst du für die Moorlandschaft tun
- Mit einem respektvollen Umgang mit dem sensiblen Lebensraum kann jede:r Einzelne viel zum Schutz der Moorlandschaft beitragen. Wichtig ist, dass du als Besucher:in auf den Wegen bleibst und die Tiere aus der Ferne beobachtest. Mehr Infos findest du in der Broschüre Info-Broschüre Moorlandschaft.
- Zum Schutz der störungsanfälligen Wildtiere hat das Jagdinspektorat im Gurnigelgebiet verschiedene Wildschutzgebiete definiert, welche im Winter nur auf den gekennzeichneten Wegen begangen werden dürfen. Alle Informationen hierzu findest du auf wildruhezonen.ch.
Wie kann ich die Moorlandschaft Gurnigel / Gantrisch erleben?
Alle Informationen für deinen Besuch der Moorlandschaft Gurnigel/Gantrisch findest du in der Info-Broschüre Moorlandschaft. Im Alpgebiet querst du manchmal Weiden. Dabei triffst du womöglich auf Weidetiere und Herdenschutzhunde. Tipps zum richtigen Verhalten haben wir ebenfalls in der Infobroschüre zusammengestellt.
Ausflüge im Gurnigelgebiet
- Panoramaweg Gantrisch: Die Wanderung mit den schönsten Aussichten!
- Naturatrail: Der Wanderweg führt über einen Teil des Panoramaweges. Begleitend dazu gibt es eine Infobroschüre zu Natur, Schutzgebieten und Landschaft.
- Gäggersteg: Der neue Holzsteg über das Waldreservat auf der Pfyffe begeistert Klein und Gross. Der dazugehörige Familienweg eignet sich besonders für einen Ausflug mit Kindern.
- Mountainbike Gantrisch Königsroute – auch als Wanderroute geeignet.
- Alle Mountainbike-Routen im Gurnigelgebiet findest du auf der SchweizMobil-Karte.
Exkursionen für Schulklassen
- Bei Schwent-Einsätzen im Gurnigelgebiet erhalten die Schüler:innen nebst dem Arbeiten auch interessante Inputs von den Fachpersonen und von der Älplerfamilie. Zufrieden nach körperlicher Arbeit mit Sinn und Zweck kehrt die Klasse von ihrem Tageseinsatz zurück.
- Die Exkursion über den Gäggersteg ermöglicht einen Einblick von hoch oben über das ganze Gebiet.
- Die märchenhaften Wälder der Moorlandschaft können auch auf der Zwergen-Exkursion zum Cheesereloch entdeckt werden.
- Die Exkursion “Das dunkle Herz” erklärt auf einer Nachtwanderung, warum die Abwesenheit von künstlichem Licht besonders in der nächtlichen Moorlandschaft Gurnigel/Gantrisch so wichtig ist.