Für die Wildtiere ist der Winter wegen der Kälte und der Nahrungsknappheit eine harte Zeit. Wir können ihnen helfen, dass sie den Winter überstehen. Danke für deine Mithilfe!
Respektiere deine Grenzen – so verhalten wir uns richtig
Vier Empfehlungen für unterwegs. Damit helfen wir den Wildtieren, den strengen Winter zu überleben:
- Wildruhezonen und Wildschutzgebiete beachten: Sie bieten Wildtieren Rückzugsräume.
- Im Wald auf Wegen und bezeichneten Routen bleiben: So können sich die Wildtiere an die Menschen gewöhnen.
- Waldränder und schneefreie Flächen meiden: Sie sind die Lieblingsplätze der Wildtiere.
- Hunde an der Leine führen, insbesondere im Wald: Wildtiere flüchten vor freilaufenden Hunden.
Der Kanton Bern hat im Gurnigelgebiet Wildschutzgebiete ausgeschieden mit dem Ziel, den Wildtieren im Winter mehr Raum und Ruhe zu geben. In diesen Rückzugsgebieten gelten spezifische Regeln für uns Besucher:innen. Im Gelände erkennst du die Schutzgebiete an grünen Tafeln.
Regeln im Wildschutzgebiet Gurnigel-Gantrisch
Erlaubte Wege:
- Nur Winterrouten: Vom 1. Dezember bis 31. März dürfen die Wildschutzgebiete nur auf den bezeichneten Winterwegen begangen werden. Verboten ist in dieser Zeit Wintersport ausserhalb der bezeichneten Winterrouten.
- Alle Wanderwege: Vom 1. April bis am 30. Juni dürfen die Wildschutzgebiete auf allen bestehenden Wegen begangen werden. Das Betreten abseits der Wege ist nicht gestattet.
- Keine Beschränkung: In der restlichen Zeit gibt es keine Zugangsbeschränkungen. Das Begehen ist auch ausserhalb der Wege gestattet.
Hunde:
Vom 1. Dezember bis 30. Juni müssen Hunde an der Leine geführt werden.
«Willkommen bei uns zu Hause!»
Sind wir Menschen draussen unterwegs, bewegen wir uns im Lebensraum der Wildtiere. Wir sind in der Natur zu Besuch. Aber verhalten wir uns auch wie anständige und respektvolle Besucher:innen?
Bist du schon mal auf Stöckelschuhen durch den Tiefschnee gerannt?
Genau so ergeht es dem Hirschen, wenn wir abseits der markierten Routen unterwegs sind.
Hirsche flüchten wie auf Stöckelschuhen
Ein Hirsch macht keinen Winterschlaf – jedenfalls glaubte man dies lange Zeit. Neuere Forschungen zeigen aber, dass der Rothirsch seine Körpertemperatur und seinen Herzschlag in kalten Winternächten deutlich zu senken vermag. Während diesen Stunden sind die Extremitäten kaum durchblutet, die Beine werden kalt und starr. Hirsche halten sozusagen „Winterschlaf in den Beinen“.
Bleibe im Winter auf den markierten Routen!
Bemerken Hirsche eine Störung, flüchten sie. Jedoch erfordert dies im Energiesparzustand, dass der Körper enorm schnell aufgeheizt wird. Das zehrt an den Energiereserven. Die fehlende Energie muss wieder mittels Nahrung aufgenommen werden, was zu mehr Verbissschäden im Wald führt.
Sind Störungen jedoch gleichartig und vorhersehbar, müssen die Wildtiere nicht flüchten. Bleiben wir im Winter auf den ausgeschilderten Routen, können sich die Wildtiere an unsere Präsenz gewöhnen und unsere Bewegungen einschätzen. Das energiezehrende Fluchtverhalten bleibt aus.
Wieso läuft der Hirsch auf Stöckelschuhen?
Der Hirsch läuft – wie alle Paarhufer – auf Zehenspitzen. Ihre schlanken Beine tauchen bei jedem Schritt tief in den Schnee ein und das Vorwärtskommen ist sehr anstrengend. Es ist, als würden wir uns auf Stöckelschuhen durch den tiefen Schnee kämpfen. Eine Flucht mit starren, eingeschlafenen Beinen auf Stöckelschuhen ist sicher alles andere als angenehm.
Quelle: Wildtier Schweiz: Der verborgene Winterschlaf des Rothirsches, Walter Arnold, 2003
Würdest du gerne bei Wind und Wetter auf einer Tannenspitze zittern?
Genau so ergeht es dem Birkhuhn, wenn wir uns nicht über Wildschutzgebiete informieren.
Das Birkwild flüchtet in den eiskalten Wind
In der Moorlandschaft Gurnigel-Gantrisch leben die selten gewordenen Birkhühner und Birkhähne. Im Winter graben sie sich ein Iglu und verbringen dort gut versteckt die kalte Jahreszeit. Zweimal pro Tag trippeln sie hervor, um Nahrung wie Tannennadeln zu suchen.
Informiere dich über die Wildschutzgebiete!
Das Birkwild braucht – wie andere Wildtiere auch – Rückzugsgebiete, in welchen es nicht gestört wird. So hat der Kanton Bern im Gurnigelgebiet Wildschutzgebiete ausgeschieden. In diesen Zonen gelten spezifische Verhaltensregeln für uns Besucher:innen. Informiere Dich über die Wildschutzgebiete: Die Karte und die Regeln dazu findest du weiter oben.
Wieso flüchtet das Birkwild auf die Tannenspitze?
Werden die Birkhühner und -hähne aufgescheucht, verlassen sie fluchtartig ihr warmes Iglu. Sie fliegen auf die Wipfel der Bäume und harren dort Wind und Wetter aus. Erst nach mehreren Stunden trauen sie sich wieder in ihr Iglu zurück. Durch die Anstrengung und durch die Kälte auf den Bäumen verlieren die Birkhühner und -hähne überlebenswichtige Energie, welche mit der mageren Nahrung im Winter kaum gedeckt werden kann. Kennen und respektieren wir die Regeln in Wildschutzgebieten, verursachen wir weniger Störungen und geben dem Birkwild & Co. eine grössere Chance, den harten Winter zu überleben.
Quelle: Wildtier Schweiz: Das Birkhuhn – ein Grenzbewohner, Thomas Neuenschwander, 2019
Du freust dich auf dein wohlverdientes Essen, aber plötzlich kommt alles anders als gedacht …
Genau so ergeht es dem Schneehasen, wenn unser Hund Wildtiere aufscheuchen darf.
Schneehasen flüchten mit knurrendem Magen
Der Schneehase duckt sich bei Gefahr gut getarnt in seine Senke. Erst im letzten Augenblick flitzt er aus seinem Versteck hervor und verschafft sich so einen hauchdünnen Vorsprung gegenüber dem verdutzt zurückbleibenden Feind.
Führe deinen Hund an der Leine!
Im Wildschutzgebiet gilt vom 1. Dezember bis 30. Juni die Leinenpflicht. Freilaufende Hunde haben einen Einfluss auf die Wildtiere: Wenn sich ein freilaufender Hund bei den Spaziergängern befindet, flüchten die Wildtiere über weitere Distanzen, als wenn kein Hund mit dabei ist. Auch ist die Gefahr gross, dass freilaufende Hunde die Wildtiere aufspüren und sie aus ihrem Versteck aufscheuchen.
Wieso geht das Essen für den Hasen verloren?
Der Schneehase ernährt sich von Knospen, Gräsern, Baumrinde und Wurzeln. Die Vitamine und Nährstoffe daraus kann der Hase aber erst beim zweiten Verdauungsvorgang aufnehmen. Zwischendrin macht er eine längere Ruhepause. Bei Störungen muss der Hase flüchten, noch bevor er seine Nahrung zum zweiten Mal aufnehmen konnte. Somit sind alle Nährstoffe für den Hasen verloren.
Bleiben Hunde angeleint und auf den Wegen, lassen sie den Wildtieren ihre Ruhe und treiben sie nicht aus ihrem Versteck.
Quelle: Wildtier Schweiz: 10 Jahre Schneehasenforschung, Rehnus & Bollmann, 2016
Fachinformationen aus erster Hand
Ranger:innen unterwegs
Ranger:innen sind im Naturpark Gantrisch unterwegs, um die Besucher:innen über die einzigartige Landschaft und deren Bewohner:innen zu informieren. Auch weisen sie die Besucher:innen auf respektvolles Verhalten in der Natur hin. Im Winter triffst du die Ranger:innen im Gurnigel-Gebiet an. Ein Gespräch mit ihnen ist immer enorm spannend – du erfährst von ihnen Fachinfos aus erster Hand!
Höre rein in den Podcast „Gantrisch im Ohr“, Folge „Vermitteln zwischen Mensch und Natur: Traumjob Ranger“: Jetzt reinhören!
Parkbotschafter:innen
Kennen wir die Hintergründe der Verhaltensempfehlungen in sensiblen Naturräumen, verstehen und akzeptieren wir diese Empfehlungen eher. Aus dieser Überzeugung heraus bauen die Parkbotschafter:innen des Naturparks Gantrisch sporadisch ihren Infotisch am Winterwanderweg auf dem Gurnigel auf. Besucher:innen können im dichten Fell der Gämse wühlen, den dünnen Lauf des Rehs betrachten oder Trittsiegel in den Schnee stempeln. Sie erfahren von den Parkbotschafter:innen Spannendes zur Lebensweise und zu den Bedürfnissen der Wildtiere im Winter. Und sie erfahren, wie der Natur durch respektvolles Verhalten etwas mehr Raum und Ruhe gelassen werden kann.
Möchtest du auch zum Team der Parkbotschafter:innen des Naturparks Gantrisch gehören? Wir freuen uns auf dich! Mehr Infos.